Stolpersteinverlegung am 20.08.2020

Ein sehr bewegender Moment und zugleich körperliche Schwerarbeit: Gunter Demnig beim Verlegen der Stolperschwelle zum Gedenken an die Kinder des ehemaligen Deutsch-Israelitischen Waisenhauses am Schlossberg.

Nun liegen sie, die ersten zwanzig Stolpersteine und eine Stolperschwelle in Diez. Nach einer langen und arbeitsintensiven Vorbereitungszeit ist es gelungen, die Verlegung trotz der coronabedingten Einschränkungen zum 85sten Jahrestag der gewaltsamen Vertreibung der jüdischen Kinder des Deutsch-Israelitischen Kinderheims durchzuführen. Leider musste dabei auf einen Teil des vorgesehenen Begleitprogramms, vor allem auf den „Abend der Begegnung“, verzichtet werden. Denn eine Begegnung sollte ja stattfinden mit Angehörigen und Nachfahren der Verfolgten und allen, die an den Stolpersteinplanungen und -recherchen und der Schaffung der organisatorischen Rahmenbedingungen mitgewirkt haben. Aus dem Ausland, etwa aus Israel oder den USA, aber hätte dazu niemand anreisen können. Immerhin war mit Igal Kern ein Verwandter der im Kinderheim lebenden Brüder Ernst und Alfred Königsberger gekommen.

So fand dann nur die eigentliche Verlegung unter regem und wohlwollendem Interesse von zeitweise mehr als 100 Zuschauerinnen und Zuschauern statt, darunter vielen Vertretern des öffentlichen Lebens in Diez. Schon das geduldige Warten in der prallen Sonne und das Beobachten des Vorgangs bei tropischer Hitze waren keine leichte Sache, ebenso wenig die Moderation der Veranstaltung und das Verlesen der Opferbiografien und der Berichte der damaligen Augenzeugen. Echte Schwerstarbeit aber hatte der Künstler und Stolperstein-Erfinder Gunter Demnig zu leisten, der, teils mit Unterstützung des Städtischen Bauhofs, den handwerklichen Vorgang der Verlegung ausführte.

Am Rande der rund dreistündigen Veranstaltung an fünf Verlegestellen ergaben sich sehr interessante Begegnungen und Gespräche, beispielsweise mit Frau Anneliese Lotz, einer inzwischen 98-jährigen gebürtigen Diezerin, die eigens zur Verlegung nach Diez angereist war und einiges vom Leben der jüdischen Familien in der Koblenzer Straße erzählen konnte.

Zum Glück verlief die Veranstaltung ohne irgendwelche Zwischenfälle. Alle Beteiligten waren nach getaner Arbeit erleichtert, dass nun ein wichtiger Schritt zum Gedenken an Verfolgte des Nazi-Regimes in Diez gemacht ist, dem in absehbarer Zeit die Verlegung weiterer Stolpersteine folgen soll.